Samstag, 2. Januar 2016

Verdrängung


Neulich hat eine Bekannte gesagt, sie müsste auch mal mehr Sport machen, aber sie würde einfach so gerne essen. Das ist mir in Erinnerung geblieben, zum einen weil diese Frau wirklich adipös ist, zum anderen weil das impliziert, dass sich (gerne) essen und Sport machen gegenseitig ausschließen. Wenn man darunter versteht, dass man sich so dick isst, dass man keinen Sport mehr machen kann, schließt sich das natürlich nicht aus.
Ich habe mich gefragt wie man starkes Übergewicht damit rechtfertigen kann, dass man „gerne isst“. Ich kenne viele Leute, die gerne essen und normalgewichtig sind. Und ich frage mich, ob es das wirklich gibt sich genussvoll und ohne Leidensdruck so fett zu fressen? Ohne diesen zwanghaften Drang zu essen, ohne Übelkeit, ohne Ekel?
Und wenn ja, frage ich mich wie man sich das mit guten Gefühlen antun kann. Dieses Verhalten ist ja nicht nur abstrakt ungesund, sondern schränkt einen ja auch ganz konkret in seiner Lebensgestaltung ein, indem es eben zum Beispiel die Bewegungsfähigkeit stark beschneidet.
Wahrscheinlich ist Verdrängung hier ein wichtiges Stichwort.

Live zu beobachten auch bei meinem stark übergewichtigen Vater. Wir waren zusammen in der Stadt bei C&A, er probiert ein Jackett an, die größte Größe, die dort hing (Herrengröße 58 oder 60). Die Knöpfe ließen sich gerade so über seinem Bauch schließen, das Teil war sichtlich zu eng am Bauch und in der Taille. Mein Vater beginnt mir zu erzählen, dass er auf Grund seiner „Sportlerfigur“ immer Probleme habe Sakkos zu kaufen, weil die immer in der Taille zu weit wären, wenn sie an seinen muskulösen Schultern passen würden. Er meinte das ernst…

Ich bekomme das mit dem Essen ja auch häufig nicht vernünftig hin, sei es jetzt in die eine oder die andere Richtung, aber ich gebe mir wenigstens Mühe und flüchte mich nicht in irgendwelche Luftschlösser.
Wobei es mir Angst macht solche Fehlwahrnehmungen zu beobachten. Diesen Prozess konnte ich auch schon bei mir feststellen, dass sich mit der Veränderung des Gewichts auch die Körperwahrnehmung ändert und es schwierig bis unmöglich ist dagegen anzukommen. In meiner dünnsten Phase habe ich mich teilweise nicht mehr aus dem Haus getraut, weil ich mir so dick vorkam, in meiner dicksten Phase habe ich mir eingeredet ganz normal zu sein.
Es ist so gruselig!

Im Moment liege ich im Bereich des oberen Normalgewichts, das ist zu dick, lässt sich aber mit 10 kg Abnahme fixen (guter Normalbereich), 20 kg Abnahme wären schön, weiter möchte ich im Moment nicht denken. Ich muss mir das immer wieder vorsagen, dass es eigentlich (erstmal) nur 10 kg sind.

4 Kommentare:

  1. Liebe Ronja,
    danke für deine Worte und entschuldige die verspätete Antwort. Das ist leider ein Problem bei mir, dass ich anderen immer sehr gern helfen möchte (und zumindest teilweise auch kann), mit der Selbstfürsorge dann aber so meine Schwierigkeiten habe...
    Ich hoffe, du bist gut im neuen Jahr angekommen, und wünsche dir ein schönes Restwochenende!
    Anna.

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    1. Liebe Anna,
      kein Grund sich zu entschuldigen. Ich freue mich, dass du mir schreibst. :-)
      Danke! Ich hatte entspannte Weihnachtsferien und bin gut reingerutscht. Ich hoffe du auch?! :)
      Liebe Grüße
      Ronja

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  2. liebe Ronja,
    danke für deinen KOmmentar!
    Ich lebe seit 3 Jahren Vegetarisch und mochte aber noch nie wirklich Fleisch. Es fällt mir sehr leicht auf Fleisch und Fisch zu verzichten.
    Vegan word eine neue Herausforderung für mich, die ich aber gerne annehmen möchte! :)
    Ich teile gerne meine Fotos, vorallem wenn ich so liebe Kommentare wie deins bekomme, dass es wirklich motiviert :))
    Und ich habe das Followergadet gefunden:)

    Wie war dein Silvester?

    Und das kenne ich. Sowas nennt man gestörte Wahrnehmung! Die meisten Übergewichtigen Menschen haben das, deswegen sehen sie auch nicht dass sie zu dick sind.
    Ich habe das geleiche nur andersrum. Ich sehe mich dicker als ich eingentlich bin und habe angst, dass ich immer mehr abnehmen will, da bei mir Anorexia diagnostiziert wurde. Ess- und Wahrnehmungsstörungen sind nichts schönes..

    xoxo Ann

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    1. Liebe Ann,
      danke für deine Antwort! :)
      Mein Sylvester war entspannt, ich habe mit meiner Familie und meinem Freund gefeiert.
      Du hast mit Sicherheit recht, dass Ess- und Wahrnehmungsstörungen nicht schön sind.
      Mich fasziniert das Phänomen Körperschemastörung bis zu einem gewissen Grad, die Vorstellung, dass man seine Wahrnehmung in einer solchen Intensität verzerren kann. Bei pathologischen Esstörungen ist das ja ein sehr häufiges Symptom, egal ob die Leute zu dick oder zu dünn sind.
      Besonders spannend finde ich diese verzerrte Wahrnehmung bei Leuten, die man jetzt ev. nicht als essgestört einordnen würde und ich bin immer wieder verblüfft bei wie vielen Personen man das beobachten kann.
      Ich wünsche dir, dass du es schaffst dein Gewicht in einem gesunden Bereich einzupendeln!
      Alles Liebe
      Ronja

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