Dienstag, 22. Dezember 2015

Dünn sein und Schwäche

Will ich eigentlich dünn sein?
Abnehmen ist bei mir immer mit Autodestruktion verknüpft.
Gleichzeitig will ich stark sein.
Vielleicht schwingt mein Essverhalten deshalb so wild hin und her, weil ich Angst habe körperlich schwach zu werden. Ich will nicht zierlich, schwach und zerbrechlich sein.
Ich bin stark und ich bin stolz darauf!
Aber trotzdem will ich dünn sein.
Ich weiß nicht, ob ich zu einem konstruktiven Abnahmeerlebnis in der Lage bin, Abnehmen ist immer gezielte Destruktion. Jede Abnehmphase evoziert ein ganz bestimmtes Mindset aus Selbsthass, Agitiertheit, leichter Dissoziation. Es kommt gar nicht so sehr darauf an wie viel oder wenig ich tatsächlich esse. Es ist als würde ein Schalter umgelegt.
Wenn ich nicht abnehme rutsche ich gerne ins Überessen was ja auch keine gute Sache ist.
Aber vielleicht wäre alles stringenter, wenn ich einen Wunsch nach Zerbrechlichkeit hätte. Ich würde nicht zwischen zu viel und zu wenig hin und her schwanken, sondern könnte mich klar für das zu wenig entscheiden und alles andere dafür in Kauf nehmen.

Nachtrag

Ich glaube die Kalorienmenge war einigermaßen normal heute, aber ich fühle mich rundum eklig. Ich kann auch immer nicht so gut einschätzen was normal ist, v.a. wenn ich sehr viel rumgesessen habe wie heute oder sehr viel Sport mache.
Ab sofort wird wieder alles aufgeschrieben was ich esse, so geht das nicht weiter. Auch wenn ich ab morgen bei meinem Eltern bin und ich da schätzen muss wie viele kcal das Essen hat.

Ekel, Nostalgie, Müdigkeit

Ich würde mich gerade gerne übergeben.
Aber ich habe mein „Kotzen-macht-fett“-Mantra in meinem Hirn. Ich habe Angst mehr zu fressen nachdem ich gekotzt habe. Das hält mich ab.
Aber ich möchte wochenlang allein sein und zurück zu meinen 1000 kcal und meinem Ausdauersport. Ich möchte wieder wie früher in der Uni sein als mein „real life“ noch nicht so fordernd und mir nicht so wichtig waren. Uni und Arbeit haben mich dankenswerterweise vom Essen abgehalten. Ich saß in den Seminaren und habe Strichlisten aller weiblichen Teilnehmer geführt: Dünner – dicker – ungefähr gleich. Das habe ich am Oberschenkelumfang festgemacht, der ist ja auch sehr prominent im Sitzen.
Aber das ist Stuss. Ich bin eigentlich zufrieden mit meinem „real life“ und zu dieser Zeit habe ich mich trotzt Untergewicht kaum in die Uni getraut, weil ich gedacht habe alle machen mich fertig, weil ich so fett bin.

Ich sitze hier und drücke mich vorm ins Bett gehen. Eigentlich bin ich sehr, sehr müde, aber ich habe nicht das Gefühl jetzt schlafen zu können.

Montag, 21. Dezember 2015

Essen und soziale Interaktion



Krasse Diätphasen sind für mich schwer umzusetzen, weil ich nicht alleine wohne. Ich wohne mit meinem Freund zusammen, also haben wir auch für beide Lebensmittel da. Früher konnte ich einfach alle Lebensmittel, die ich nicht esen wollte aus meiner Wohnung verbannen. Heutzutage ist immer ein Grundstock an normalen und ungesunden Lebensmitteln im Haus. Außerdem sind mir meine Diätphasen immer ein wenig peinlich, sodass diese Phasen vielleicht nicht im gleichen Maße auslebe wie zu der Zeit als ich noch alleine gelebt habe.

Essen mit und im Beisein von anderen Leuten finde ich ohnehin kompliziert. Essen hat ja sehr häufig eine soziale Komponente und es ist manchmal sehr schwierig damit umzugehen. Andererseits kann es aber auch sehr interessant sein diese Konstellationen zu beobachten.
Meine Eltern zum Beispiel kommentieren dauernd was man isst; zu wenig, zu viel, das Falsche, vom Falschen zu viel, vom richtigen zu wenig. Wenn ich bei meinen Eltern esse habe ich konstant das Gefühl etwas falsch zu machen indem ich esse, wobei Nicht-Essen einer schweren persönlichen Beleidigung gleichkommt. Bin ich bei meinen Eltern esse ich alles, esse in der Regel über meinen Sättigungs- und Bauchschmerzpunkt hinaus und lobe alles, weil essen und viel essen eindeutig ein Stück Familienfrieden darstellt.
Die Eltern meines Freundes kommentieren praktisch gar nicht was man isst, nicht nur bei mir als Gast nicht. Das finde ich sehr angenehm. Das Essen selbst ist eher fragwürdig und ziemlich wurstbrotlastig und gemüsearm. Davon kann ich immer nicht so viel essen, konnte das aber von Anfang etablieren, dass ich halt nicht so viel esse ohne Sprüche und ich glaube auch ohne dass ich unhöflich bin. Ich esse alles, ich lobe, aber ich esse halt nicht so viel.

Eine andere Form von sozialer Interaktion und Essen ist das in den letzten Wochen allgegenwärtige Plätzchenbacken mit Freunden. In meinem Bekanntenkreis besonders gerne praktiziert von sehr dünnen Frauen, die bermerkenswert professionell backen, garantiert keinen einzigen Keks essen während des Backens und sich hinterher darüber beschweren, dass sie jetzt so unglaublich viele Plätzchen hätten, aber man ja glücklicherweise den Großteil davon im Büro loswerden könne.
Ich verstehe dieses Verhalten nicht. Wenn ich nichts davon essen will, ist das letzte wonach mir der Sinn steht solche Backorgien zu veranstalten. Ich kenne die Obsession mit Nahrungsmitteln, man kann sich ja auch sehr viel Zeit nehmen für die Zubereitung kleiner Mahlzeiten. Aber dieses Mästen anderer mit Nahrungsmitteln, die ich selbst nicht esse ist mir fremd. Vor allem wenn es mit so viel Arbeit verbunden ist. Außerdem habe ich auch keine Lust mich dem Zubereitungsprozess auszusetzen. Mich quält das. Meine Strategie beinhaltet in der Regel mich von solchen Sachen fernzuhalten. Wenn es bei mir keinen Appetitt auslöst, löst es eher Ekel aus. Und ich brauche weder das eine noch das andere.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mein Amsterdamtraum - damals...



Früher habe ich davon geträumt zu verhungern. Ich war zu dieser Zeit schon einige Jahre am abnehmen. Ich hatte zu der Zeit Ekel vor Essen, Panik vor der Durchbrechung meiner Essensroutine, mir war immer kalt, mir war schwindlig, ich hatte keine Kraft, mein Zuckerstoffwechsel war irgendwie gestört, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.
Zu dieser Zeit habe ich davon geträumt ein paar Wochen Urlaub zu nehmen und in einem Hotelzimmer in Amsterdam zu sterben.
Ich wollte dort sitzen, mich mit Drogen betäuben und ganz langsam verhungern.

Status quo und Weihnachtsfresserei



Meine Esserei hat sich in der letzten Woche ein bisschen stabilisiert. Ich esse zwar immer noch zu viel, aber ich bin nicht mehr ununterbrochen am Essen.
Das gute am Überessen ist, dass ich nur wenig Angst habe vor Weihnachten. Auch da wird es wahrscheinlich nicht viel schlimmer als sonst. 
Früher hat mich Weihnachten lange Zeit vorab in Panik versetzt. Phasenweise hätte ich am liebsten den Kontakt zu meinen Eltern völlig vermieden, damit ich ja nicht in die Situation komme dort etwas essen zu müssen. Zumal das Essen dort auch nicht meinen damaligen Gewohnheiten entsprochen hat. Der totale Kontroll-Super-GAU. Aber jetzt ist das auch egal. Wenn man schon selbst von ganz alleine die Kontrolle verloren hat, schwindet auch die Angst vor einem von außen herbeigeführten Kontrollverlust.

Depri Gesabbel - nicht essens-related



Und mal noch ein bisschen larmoyantes Gesabbel, das nichts mit Essen zu tun hat:

Ich hab mein Leben in den Sand gesetzt.
Ich bin so dumm. Mein ganzes Leben lang haben mir die Leute zurückgespiegelt wie dumm ich bin. Aber niemand hat sich getraut mir das ins Gesicht zu sagen. Im Gegenteil ich wurde viel ermutigt und für jeden Unsinn gelobt. Wie ein kleines Kind oder ein geistig Behinderter. Und was habe ich jetzt? Überzogene Ansprüche und keine Kapazitäten und keine relevanten Skills.
Ich möchte fertig studieren und dann sterben. In dem Moment in dem ich meine Masterarbeit abgegeben habe. Vielleicht schaffe ich noch den Gesamtschnitt von 1,4. Ich glaube das ist der beste Schnitt den ich noch erreichen kann. Dann habe ich einen großen Block in meinem Leben mit oberflächlich akzeptablem Ergebnis zu Ende gebracht. Wenn alles danach ein Ende hat, muss keiner mehr sehen wie sinn- und ergebnislos das alles war. Man parkt den kleinen Depp in einem anspruchslosen Orchideenfach, dann kann man sich an den guten Noten erfreuen und er selbst kann bei seinen eigenen riesigen Defiziten den Blick abwenden und vorgeben nichts zu merken oder sich einreden es sei nicht relevant – oder das beste: sich einreden es gäbe diese Defizite nicht, weil mit den Anforderungen in den Fächern, die man studiert hat ist man ja immer gut klar gekommen.
Ich frage mich, ob mich auch die Orchideenfächer jetzt einfach ausspeien oder ob ich vielleicht einfach weiter machen kann wie bisher und mich nach meinem Master in einer Promotion verstecken kann. Mit meinem krummen und schiefen akademischen Curriculum muss ich da aber auch wieder eine Nische finden, um unterzukommen. 
Ich möchte mir das alles nicht eingestehen, ich möchte sterben bevor das alles wirklich auf mich zukommt.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Leser? - Leser!



Nachdem ich gerade einmal auf meine Statistiken gelinst habe, habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich schon einige Leute hier auf diese Seite verirrt haben und auch schon einige meiner Texte geliked wurden. :-)

Das freut mich selbstverständlich sehr und ich nehme das mal ganz frech als Zeichen, dass es Personen gibt, die sich vielleicht auch ein bisschen in dem wiedererkennen was ich hier schreibe - oder es zumindest interessant finden.

An dieser Stelle noch der Hinweis, dass Kommentare hier natürlich auch sehr willkommen sind! :-)

Erbrechen?

So, gestern endlich mal wieder beim Sport gewesen. Ich bin seit einigen Wochen mal wieder ins Fitnessstudio gegangen und hatte das Gefühl seit Jahren keinen Sport mehr gemacht zu haben. Und das obwohl ich in den letzten Wochen durchaus ein bisschen Sport gemacht habe (Tanzen, Joggen, Yoga, Rückenfitness), aber nichts davon regelmäßig und auch nicht gerade in einem verausgabenden Ausmaß.

Eine Frage, die ich mir bei meinem letzten Text gestellt habe, bzw. eine Sache, die vielleicht erklärungsbedürftig ist:
Warum übergebe ich mich eigentlich nicht?
Das hat mehrere Gründe:
Zum einen hat meine Esserei kein definiertes Ende, nachdem ich das dann machen könnte, wobei das nicht wirklich ein Hinderungsgrund ist.
Zweitens: ich wohne nicht allein, also fehlt mir in der Regel die Gelegenheit.
Drittens: Kotzen mach fett! In Zeiten in denen mich das Thema Essen mental noch mehr unter Stress gesetzt hat, habe ich mich durchaus schon das ein oder andere Mal übergeben, habe das aber schnell wieder gelassen, weil das bei mir noch viel schlimmere Fressanfälle triggert, weil dem Körper Minerastoffe etc. fehlen. Außerdem schaffe ich es auch nicht alles zu erbrechen.
Von daher lohnt es sich für mich sozusagen nicht.

Das Essen gestern war so la la. Nicht so schlimm wie am Wochenende, aber ich habe mich trotzdem wieder überfressen.
Heute ist es bis jetzt in Ordnung, ich werde sehen wie es sich weiterentwickelt. Heute abend gehe ich noch zum Tanzsport.

Ich habe Angst vor Hunger. Ich habe insgesamt Angst zu wenig zu Essen zu bekommen. Ich habe in den letzten Wochen eigentlich versucht unter meinem Bedarf zu essen. Das Ergebnis waren Angst und Fresserei.
Wie ich am Anfang geschrieben habe, habe ich schon mal über einen längeren Zeitraum fast 30kg abgenommen, vom Übergewicht ins Untergewicht. Hunger hat eine enorm starke psychische Durchschlagskraft. Wenn es mir schlecht geht suche ich ihn manchmal, um mich geistig abzuschotten, weil Hunger einen immer gedanklich beschäftigt hält. Aber mein Leben ist sehr reichhaltig im Moment. Ich will mich nicht abschotten. Deshalb habe ich im Moment Angst vor Hunger. Fressen bis zum Umfallen kann aber eindeutig nicht der Gegenentwurf sein.
Wenn es so weiter geht wie heute bin ich aber auch wieder dabei mich essensmäßig zu stabilisieren.



Sonntag, 6. Dezember 2015

Gewicht

PS: Falls sich irgendjemand fragt wieviel ich so wiege bei diesem Essverhalten. Noch bin ich normalgewichtig an der oberen Grenze. Wenn das so weitergeht, aber nicht mehr lange...

Hungern - Essen - Fressen

Mein Essverhalten lässt sich in drei Phasen einteilen:
Ich überesse mich
Ich esse kontrolliert – zu wenig
Ich esse kontrolliert – eine normale Menge.
Die Phasen dauern Tage bis Monate. Die normale Menge kommt am seltensten vor.
Wenn ich mich überesse habe ich keine Fressanfälle in dem Sinne, dass ich in einer überschaubaren Zeit sehr schnell sehr viel Nahrung zu mir nehme, sondern ich höre einfach nicht mehr auf zu essen – Stunden, Tage, Wochen. Auf der einen Seite kann das lustvoll sein, auf der anderen ist es ein peinlicher, ungesunder Kontrollverlust, der zu Übelkeit, Verdauungsbeschwerden und dazu, dass ich schneller zunehme als ich gucken kann führt. Oh Wunder, oh komisch.
In den Überessensphasen ändert sich auch das Geschmacksempfinden und die Nahrungsmittelauswahl. Das Essen wird immer süßer, fetter und salziger und gleichzeitig nimmt die Empfindsamkeit für diese Reize ab und das Bedürfnis danach zu. Z.B. mag ich „eigentlich“ keinen gesüßten Tee und insgesamt nicht sonderlich gerne süße Getränke. In den Fressphasen fange ich dann an Tee mit löffelweise Honig zu trinken, Limonade, Cola… Es gibt nicht genug Zucker!
Ich esse drei Mahlzeiten am Tag, in der Regel Frühstück, Mittagessen, Abendbrot. Und zwischendrin esse ich einfach weiter. Ich esse vor dem regulären Frühstück Schokolade, nach dem Frühstück Schokolade, über den Tag verteilt Süßigkeiten im kg-Bereich, Käse pur und was weiß ich noch alles.
Ich fühle mich manchmal wie ferngesteuert, wenn ich das tue. Ich habe das zur Zeit in einem Maße habitualisiert, dass ich zumindest, wenn ich zu Hause bin nicht dagegen ankomme.
Von der Menge dessen was ich esse ist es eine Erleichterung, wenn ich den ganzen Tag außer Haus bin.
Für morgen habe ich mir vorgenommen zum Sport zu gehen. Das hilft mir immer wieder ein Gefühl dafür zu bekommen wie überfüllt ich eigentlich bin. Wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze, kann ich das bis zu einem gewissen Grad ignorieren. Wenn ich Sport mache und dabei merke, dass ich so vollgestopft bin, dass ich mich kaum noch rühren kann, bzw. mir gleich alles hochkommt aktiviert das häufig eine Art innerer Notbremse.
Soweit zu meiner momentanen Essensphase und schließend mit dem vorsichtig optimistischen Ausblick auf morgen.